Warum wird es dabei so schmerzhaft? Die Beziehung spiegelt im Außen das eigene alte Unglück im Innern. Es ist dieser eine Schmerz des Unglücks, der in fast jedem Menschen versteckt sitzt. Dieser Schmerz ist so intensiv, dass fast jeder Mensch beinahe alles tut, um den Kontakt mit ihm zu vermeiden. Während einer toxischen romantischen Beziehung wird er mit „diesem einen Schmerz“ in Berührung kommen statt ihm ausweichen zu können. Natürlich kämpft man dagegen an, denn die Erinnerung an den Rausch ist da. „Dieses Mal muss doch alles gut werden.“ Daher werden toxische Beziehungen so lange aufrecht erhalten. Dabei passt man sich aus Angst vor Wiederholung der Schmerzberührung immer mehr an, nicht selten bis zur völligen Erschöpfung.
Die toxische Beziehung wird nicht im voll ausgereiften gesunden Erwachsenen-Modus eingegangen. In so einem Modus verhält man sich bewusst und autonom. Die toxische Beziehung entsteht meist im Modus des inneren Kindes, das uralte Verletzungen trägt.
Dieser Modus hat die Merkmale unbewusst, abhängig und süchtig. Dort sind wir unreif, wie schlafend oder vielmehr nicht erwacht.
Die Bindungstypen: Die Darstellung auf der Achse ist natürlich nur rein schematisch und kann die komplexe Wirklichkeit von menschlichen Charakteren nicht abbilden. Aber sie erleichtert vielleicht für manche das Verständnis des Zusammenhangs.
VA= verlustängstlich
Auf dieser Seite finden sich im Extrembereich bei Plus 5 auch Co-Abhängige, manche Borderliner, „Empathen ohne Eigenempathie“ und ggf. Menschen mit Hochsensibilität.
BA = bindungsängstlich
Auf dieser Seite finden sich im Extrembereich von Minus 5 auch die Narzissten und manche Menschen mit Borderline-Störung. Das zeigt auch, dass die jeweils voneinander angezogenen Pole sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.
Das Anziehungsphänomen besagt, dass sich Gegensätze anziehen. Der Person mit einer extremen Plus 5 Ausprägung scheint die Person mit einer extrem ausgeprägten Minus 5 besonders „vertraut“. Es besteht eine starke unbewusste Anziehung. Da jedoch jeder Mensch alle Anteile auch in einer durchschnittlichen Ausprägung besitzt, bestehen unendlich viele Mischtypen. Letztendlich kommt es immer darauf an, welcher unbewusste verletzte Anteil durch den Beziehungspartner besonders getriggert wird. In einer Beziehung versteht oder erkennt man sich jedoch selbst über die Spiegelung des Anderen am allerbesten. Selbst das Verhalten nach dem Ende der Beziehung ist diesbezüglich sehr aussagekräftig und äußert sich z.B. in der Art der Trauerarbeit. Die unbewusste Spiegelung im Anderen und damit die Projektion eigener Anteile auf den Anderen bleibt für eine Person so lange bestehen, bis sie in einem eigenen Wachstumsprozess erkannt und gewandelt worden ist.
Weitere Formen der Anziehung von Bindungstypen: Menschen mit Eigenschaften auf den Plus-Polen können auch passiv bindungsängstlich sein. Dann besteht für sie wenig Anziehung für Menschen auf den Plus-Polen und generell im Zweierbereich. Manchmal werden sie daher in eine Beziehung mit einem sehr egozentrischen Part gezogen. Dieser kann aufgrund seines Extrems plötzlich eine Verlustangst triggern, die jemand aus dem Zweierbereich nicht auslösen würde. Hier werden solche Menschen selbst toxisches Verhalten zeigen, obwohl sie eigentlich keine „klassische“ verlustängstliche Co-Abhängigkeit zu ihrem Partner aufweisen. Und ein Narzisst als extrem bindungsängstlicher Mensch kann durchaus in Verlustangst fallen, wenn er von einem verlustängstlichen Menschen verlassen wird. Diese Mechanismen lassen sich aufgrund der verschiedenen Spektren, der individuellen Wesen und der damit verbundenen unterschiedlichen Dynamiken ins Unendliche kombinieren. Das macht es manchmal sehr kompliziert und letztlich jede Beziehungsdynamik individuell.
Fakt ist, dass die bestehenden Beziehungsprobleme und Konflikte innerhalb einer toxischen Beziehung nicht zwischen den Partnern gelöst werden können. Ihnen liegen unbewusste Muster zu Grunde. Sie haben überhaupt nichts mit „normalen“ Beziehungsproblemen zu tun. Normale Beziehungsprobleme können untereinander gelöst werden, wenn sich beide Partner in den gemäßigten Bereichen von Plus 2 bis Minus 2 bewegen. Hier könnte auch eine Paartherapie greifen. Doch alle Eigenschaften, die in die extremen Bereiche hineinreichen, sollten zunächst in Eigenarbeit, also allein mit sich geklärt werden. Innerhalb einer derart toxischen Beziehungsstruktur ist das praktisch unmöglich.
Der Ausweg: Zunächst sollte die toxische Beziehung verlassen und die Eigenarbeit begonnen werden, denn die Chance auf eine gesunde Beziehung liegt in der eigenen Annährung an den Zweierbereich.
Verlustängstliche Menschen können in einem solchen Prozess ihre Co-Abhängigkeit abbauen und einige Energie in den Aufbau von Autonomie und Selbstliebe investieren. Dabei werden sie die Verletzungen des Inneren Kindes aufspüren. Solche Verletzungen lassen sich zumeist nicht revidieren. Oft liegt aber eine gute Art der Heilung dieser Verletzungen einfach darin, ihnen bewusst zu begegnen. Man lernt alle damit aufkommenden Emotionen anzunehmen und entsprechend versorgen zu können. Hier wird der Abbau von alten Mustern mit der Bewusstwerdung des eigenen vollständigen Seins zusammengeführt. In der Erkenntnis und der Annahme dieses ganzen Selbst liegt die Beendigung der Vermeidung und der automatischen Steuerung durch die Muster und damit die Heilung.
Bindungsängstliche Menschen werden sich die Themen Sucht und Nähe anschauen. In diesem Prozess erlernen sie nicht mehr von „geborgter“ Energie zu leben. Auf dieser Seite der Skala geht es insbesondere darum, die eigene verschüttete Quelle der Lebensenergie zu finden. Dabei kommt es zu ganz ähnlichen Prozessen der Bewusstwerdung und der Berührung mit den Ursachen der Verschüttung, die meist auch tiefe Verletzungen darstellen. Auch hierbei gilt es durch einen bewussten Umgang zu einer Erkenntnis und Annahme zu gelangen. Die „erwachsene“ Heilung besteht ebenso in einem fürsorglichen Umgang damit.
Man wird auf eine ganz neue Weise „beziehungsfähig“ . Natürlich bleibt die Anziehung zu einem Gegenpol. Alles relativiert sich jedoch in einen Bereich, der sich in dieser zukünftigen Beziehung handhaben lässt. Die Anziehung zu Extremen schwindet. Dem voraus geht immer die Bewusstwerdung, Integration und das Übernehmen eigener Verantwortung für die eigenen Schatten und Verletzungen.
Kurz gesagt: Es findet ein großer Teil Selbst-Heilung statt, wenn die eigenen ungesunden Muster erkannt - also bewusst werden.
- Friedrich Hebbel
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